Wenn etwas anliegt, spricht man miteinander. Das gilt in Kleinstunternehmen auch bzgl. der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Wie sie das Thema handhaben, was positiv zu bewerten ist und wo Luft nach oben ist, zeigt die aktuelle Fokusgruppenbefragung des Landesprogramms „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ NRW. Einige Ergebnisse und erste Handlingtipps für die Unternehmen gibt es in diesem Blog.
Wie Kleinstunternehmen mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege umgehen, ist wissenschaftlich kaum untersucht. Diese Lücke hat das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ NRW, dessen Partner wird sind, jetzt geschlossen. Um besser die zielgruppenspezifischen Bedarfe und die Alltagsrealität von Mitarbeitenden von Kleinstunternehmen erfassen zu können, wurden fünf Geschäftsführer bzw. Inhaber von nordrhein-westfälischen Betrieben (Größenordnung 3 bis 12 Mitarbeitende) in Fokusgruppen befragt.
Hier ein Ausschnitt aus den zentralen Ergebnissen der Untersuchung „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in Kleinstunternehmen in NRW“:
Durch die oft langjährige Zugehörigkeit zu den Unternehmen und den familiären Strukturen wird das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege implizit behandelt – also durch den täglichen Austausch auch mit den Vorgesetzen präsent gemacht. In dem Ergebnisbericht sagen dazu die Autorinnen Adelheid von Spee und Dr. Sarah Hampel vom Kuratorium Deutsche Altershilfe, bei dem die Servicestelle des Landesprogramms angesiedelt ist: „Die gemeinsame Biografie im Unternehmen enthält einzelne Perspektiven einer lebensphasenorientierten Personalpolitik, ohne diese explizit im Leitungsverständnis auszuweisen.“[1] Dank der direkten Teilnahme an der Situation der Pflege in der jeweiligen Familie entstehen zielgerichtete Vereinbarkeitslösungen, die allerdings als Ausdruck der wechselseitigen Unterstützung wahrgenommen werden. Sie gehören schlichtweg zum Miteinander und sind damit ein Selbstverständnis.
Der Umgang mit privaten Themen der Beschäftigten ist von einem gewissen Pragmatismus geprägt: „Der Laden muss laufen.“ und so wird schnell für eine Lösung gesorgt – so auch in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Dabei greifen oftmals die drei Ko-Trias-Strategien ineinander: koordinieren, kooperieren und kompensieren.
Interessant dabei ist: „Im Sinne des Lernens am Modell verfeinern sich mit jeder konkreten Vereinbarkeitssituation auch die Vereinbarkeitsstrukturen im Unternehmen.“[2]
Wo sammeln die Kleinstunternehmen aktuelle Informationen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Bei der Steuerberatung lautet die Antwort – wo alle Personalfragen verortet werden. Zudem rufen die Betriebe Informationen zum Thema bei Innungen und Kammern ab.
Ein weiterer Erkenntnisgewinn lautet: „Im Kleinstunternehmen zeigt sich ein grundsätzliches Bewusstsein für das Thema der Pflegevereinbarkeit bei Mitarbeitenden mit dem Wunsch nach Stand-by Lösungen. Diese ziehen kontinuierlich wenig Energie und stehen im akuten Fall vollumfänglich zur Verfügung. Denn das Thema gewinnt erst Relevanz, wenn es konkret in der Mitarbeiterschaft auftritt und dann wäre es vorteilhaft, rasch auf hilfreiche Informationen zurückgreifen zu können.“[3] Das Vorhandensein eines kontinuierlichen Notfallplans ist daher eher unüblich.
Eigene Netzwerke zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sind Kleinstunternehmen scheinbar zu aufwändig. Sie tendieren eher zur Teilnahme an bestehenden Branchennetzwerken, in denen Pflege ebenfalls auf der Agenda steht.
Der Ergebnisbericht zur Fokusgruppenbefragung kann hier aufgerufen werden.
vielen großen Organisationen durchaus einen Schritt voraus. Individualisierung ist schließlich einer der prägenden Megatrends in der Personalpolitik.
Diesem positiven Element steht die geringen Planbarkeit gegenüber bzw. der Fakt, dass das Auftreten von akuten Vereinbarkeitsbedarfen hinsichtlich der Pflege zu großer Unruhe und Rupturen in den betrieblichen Abläufen führen kann.
Dass sich Kleinstunternehmen eher selten systematisch dem strategischen Auf- und Ausbau einer pflegebewussten Personalpolitik – und der Begriff sagt es schon: Es ist das größere Rad – hängt vor allem damit zusammen, dass sie befürchten, diese bedürfen hohe personelle und finanzielle Ressourcen. Doch im Fall der Fälle – also, wenn Mitarbeitende in Pflegefragen Unterstützung benötigen – können auch schon niederschwellige Angebote äußerst hilfreich sein. Sofern es noch nicht klar kommuniziert wurde, sollte ein Ansprechpartner für Pflegefragen offiziell benannt. So ist das Thema gesetzt und der Weg für die Kommunikation geebnet. Apropos Kommunikation: Ratsam ist es, Informationsquellen oder vorhandene Publikationen zusammenzutragen und zur Verfügung zu stellen. Falls gegeben, auch transparent machen, dass gesetzliche Freistellungsregelungen unbürokratisch gewährt werden oder dass mobiles Arbeiten auch bei Pflegeaufgaben ermöglicht wird. Solche und viele weitere grundlegende Angebote, die vor allem auf Information setzen, sind in der Umsetzung überschaubar und mit sehr geringen Kosten verbunden. Der Appell ist dabei: Auch Kleinstunternehmen sollten eine Systematik im Umgang mit Pflegeaufgaben von Beschäftigten entwickeln.
Welche weiteren Maßnahmen auf einer ersten Stufe einer pflegebewussten Personalpolitik stehen und sich auch für Kleinstunternehmen eignen, kann in unserem Stufenplan „Beruf und Pflege“ abgelesen werden. Dieser kann kostenfrei als PDF-Fassung (Druckformat DIN A3) bei uns angefordert werden; einfach eine E-Mail mit dem Betreff Stufenplan „Beruf und Pflege“ schreiben an: info@berufundfamilie.de
Der Ergebnisbericht zur Fokusgruppenbefragung kann hier aufgerufen werden.
Unser Fazit und erste Tipps für den systematischen Umgang mit der Pflegevereinbarkeit
vielen großen Organisationen durchaus einen Schritt voraus. Individualisierung ist schließlich einer der prägenden Megatrends in der Personalpolitik.
Diesem positiven Element steht die geringen Planbarkeit gegenüber bzw. der Fakt, dass das Auftreten von akuten Vereinbarkeitsbedarfen hinsichtlich der Pflege zu großer Unruhe und Rupturen in den betrieblichen Abläufen führen kann.
Dass sich Kleinstunternehmen eher selten systematisch dem strategischen Auf- und Ausbau einer pflegebewussten Personalpolitik – und der Begriff sagt es schon: Es ist das größere Rad – hängt vor allem damit zusammen, dass sie befürchten, diese bedürfen hohe personelle und finanzielle Ressourcen. Doch im Fall der Fälle – also, wenn Mitarbeitende in Pflegefragen Unterstützung benötigen – können auch schon niederschwellige Angebote äußerst hilfreich sein. Sofern es noch nicht klar kommuniziert wurde, sollte ein Ansprechpartner für Pflegefragen offiziell benannt. So ist das Thema gesetzt und der Weg für die Kommunikation geebnet. Apropos Kommunikation: Ratsam ist es, Informationsquellen oder vorhandene Publikationen zusammenzutragen und zur Verfügung zu stellen. Falls gegeben, auch transparent machen, dass gesetzliche Freistellungsregelungen unbürokratisch gewährt werden oder dass mobiles Arbeiten auch bei Pflegeaufgaben ermöglicht wird. Solche und viele weitere grundlegende Angebote, die vor allem auf Information setzen, sind in der Umsetzung überschaubar und mit sehr geringen Kosten verbunden. Der Appell ist dabei: Auch Kleinstunternehmen sollten eine Systematik im Umgang mit Pflegeaufgaben von Beschäftigten entwickeln.
Welche weiteren Maßnahmen auf einer ersten Stufe einer pflegebewussten Personalpolitik stehen und sich auch für Kleinstunternehmen eignen, kann in unserem Stufenplan „Beruf und Pflege“ abgelesen werden. Dieser kann kostenfrei als PDF-Fassung (Druckformat DIN A3) bei uns angefordert werden; einfach eine E-Mail mit dem Betreff Stufenplan „Beruf und Pflege“ schreiben an: info@berufundfamilie.de
[1] Dr. Sarah Hampel & Adelheid von Spee, Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in Kleinstunternehmen in NRW: Fokusgruppe mit Kleinstunternehmen im Rahmen des Landesprogramms Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW, Kuratorium Deutsche Altershilfe/ Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ NRW, 2023, S. 43
[2] Ebd., S. 44
[3] Ebd., S. 44
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