Montag, 6. November 2023

Startschuss zur Woche der Vereinbarkeit – mit Praxisbeispielen auditierter Organisation zur Arbeitszeitflexibilisierung

Zum fünften Mal startet unsere "Woche der Vereinbarkeit", die Awarenesswoche rund um eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik (©berufundfamilie Service GmbH)

5 Jahre „Woche der Vereinbarkeit“ und 25 Jahre audit berufundfamilie. Das muss gefeiert werden! Und das tun wir unter unserem Jahresmotto „25 Jahre audit berufundfamilie – 25 Jahre Transformation“. Ein personalpolitisches Handlungsfeld, in dem die damit gemeinten Umbrüche in der Arbeitswelt besonders deutlich sind, ist die Arbeitszeit. Für die nunmehr fünfte „Woche der Vereinbarkeit“ lieferten uns auditierte Organisationen daher Praxisbeispiele zum Thema „Time Shift – Transformation der Arbeitszeit“. Den Anfang machen heute Good-Practice-Lösungen zur Arbeitszeitflexibilisierung.



Umbrüche und Transformationsprozesse sind stete Begleiter der Arbeitswelt. Durch die Coronapandemie haben diese in der jüngsten Zeit an Geschwindigkeit gewonnen. Und insbesondere die Arbeitszeit hat sich bei vielen Beschäftigten verändert – häufig gestützt durch den Wunsch nach einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Eine strategisch angelegte Vereinbarkeitspolitik erweist sich auch bzgl. der Arbeitszeit also einmal mehr als essenzieller Treiber und auch gleichzeitig Hebel im Umgang mit Veränderungen. Die „Woche der Vereinbarkeit 2023“ trägt daher den Titel „Time Shift – Transformation der Arbeitszeit“.

Wie viel Veränderungen im Bereich der Arbeitszeit möglich ist und wie diese die Vereinbarkeit von Beruf, Studium, Familie und Privatleben unterstützen, zeigen wir heute und an den vier folgenden Tagen mit 32 Praxisbeispielen aus dem Kreis der aktuellen Zertifikatsträger. Die präsentierten Praxisbeispiele in Bezug auf die Arbeitszeit haben folgende Schwerpunktsetzung:

· Arbeitszeitflexibilisierung

· Arbeitszeitreduzierung

· Zielgruppenspezifische arbeitszeitrelevante Angebote

Den Anfang heute machen Good-Practice-Lösungen zur Arbeitszeitflexibilisierung.

Um bereits jetzt schon alle Praxisbeispiele, können Sie hier klicken, um auf die „Galerie der guten Praxis“ – und damit auf die Gesamtliste – auf unserer Website zu gelangen. Alle Maßnahmen sind auch in einer PDF-Publikation zusammengefasst, die Ihnen ebenfalls über die Website zum Download zur Verfügung steht.

Die Fotos bzw. Visualisierungen, die unter den Texten stehen, wurden von den Organisationen zur Verfügung gestellt. Die eingefügten Links bzw. Webadressen wurden ebenfalls von den Organisationen benannt. Für die Inhalte übernehmen wir keine Verantwortung.

Wir haben uns bemüht, die Texte gendergerecht zu formulieren bzw. sprachlich zu überarbeiten. Den Begriff „Arbeitgeber“ setzen wir nicht als Person, sondern als Organisation und überführen ihn somit nicht in die neutrale Form. In der wörtlichen Rede und von den Organisationen vorgegebenen Bezeichnungen haben wir die uns vorgelegten Formulierungen übernommen.

Wir wünschen eine tolle Lesezeit!



AOK Hessen. Die Gesundheitskasse.

Neugestaltung der Dienstvereinbarung zur Arbeitszeit


Die AOK Hessen verfügt seit längerem über Regelungen zur individuellen Gestaltung der Arbeitszeit. Im Zuge der Coronapandemie wurden diese deutlich ausgeweitet und die positiven Erfahrungen aus dieser Zeit zum Anlass genommen, die Dienstvereinbarung neuzugestalten. Durch die gleitende Arbeitszeit haben die Beschäftigten die Möglichkeit, Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit sowie die Lage und Dauer der Pausen innerhalb des definierten Rahmens von 6:00 bis 21:00 Uhr selbst zu bestimmen.

Die Neugestaltung der Dienstvereinbarung erfolgte in 2023. Ziel ist es, die betrieblichen Belange und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege, Ehrenamt und Privatleben noch stärker in Einklang zu bringen und Beschäftigten mit und ohne Führungsverantwortung zu ermöglichen, ihre individuellen Anforderungen aus Beruf- und Privatleben zu vereinen und gesundheitsfördernd zu arbeiten. Die Regelungen zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit sollen die Eigenverantwortlichkeit, Partizipation und Arbeitssouveränität fördern.

Durch die Neugestaltung der Dienstvereinbarung gelingt es, die betrieblichen Erfordernisse und die veränderten Anforderungen der Beschäftigten an eine Flexibilisierung der Arbeitszeit zu berücksichtigen und für alle nutzbar zu machen.



Die AOK Hessen. Die Gesundheitskasse. ist seit 2005 Zertifikatsträger zum audit berufundfamilie.





Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)


Flexible Einteilung der Arbeitszeit


Auch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat sich dazu entschieden, den Beschäftigten noch mehr Flexibilität in Bezug auf ihre Arbeitszeit einzuräumen. Mitarbeitende des BIBB können ihre Arbeitszeiten zwischen 6:00 und 21:00 Uhr nach eigenen Präferenzen gestalten, um familiäre Verpflichtungen oder private Termine wahrzunehmen. Dazu wurde 2021 die Kernarbeitszeit durch flexible Funktionsarbeitszeiten abgelöst, die in Abstimmung mit dem Team und der Führungskraft festgelegt werden. Außerdem bietet das BIBB vielfältige Teilzeitmodelle und die Möglichkeit, Arbeitstage flexibel zu wählen. Auch Samstagsarbeit ist nach Absprache möglich. Bis zu 70 % der monatlichen Arbeitszeit können durch mobiles Arbeiten geleistet werden.

Die verschiedenen Möglichkeiten zur flexiblen Arbeitszeiteinteilung stärken die Zeitsouveränität der Beschäftigten, was spürbar auf ihre Work-Life-Balance einzahlt.



Möglichkeit zu mehr freien Tagen


Um den Beschäftigten mehr freie Tage zu ermöglichen, gibt es beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Option, zusätzlich über den regulären Erholungsurlaub hinaus über Plusstunden bis zu 24 freie Tage zu erhalten, die flexibel innerhalb eines Jahres genommen werden können. Tarifbeschäftigte haben zudem die Möglichkeit, Bildungsurlaub zu nehmen, um ihr Wissen zu erweitern, während Beamte Sonderurlaubstage erhalten. Darüber hinaus gewährt das BIBB Sonderurlaub bei besonderen Lebensereignissen (Geburt, Arbeitsjubiläum) und bei Krankheit von Familienangehörigen. Heiligabend und Silvester sind grundsätzlich dienstfrei.

Mit der Gewährung von zusätzlichen freien Tagen soll ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruf und Freizeit ermöglicht und die Mitarbeitenden im Arbeitsalltag unterstützt werden.

Durch die zusätzlichen freien Tage können die Beschäftigten flexibel auf Lebensereignisse reagieren – ein wichtiger Faktor zur Stärkung der Damit wird die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben.



Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) trägt das Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2010.





Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)


Maximale Zeitsouveränität


Die Coronapandemie hat beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) zu mehr flexiblen Arbeitsformen, wie etwa dem mobilen Arbeiten geführt. So wurde die präpandemische Präsenzkultur mit vereinzelter Nutzung von Telearbeitsplätzen abgelöst. Es ist eine neue Art der Zusammenarbeit mit veränderten Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen entstanden. Es ist möglich bis zu 80 % der vertraglich festgelegten Arbeitszeit mobil zu arbeiten, wenn die Arbeitsinhalte es zulassen.

Durch die hohe Flexibilität für alle Beteiligten unterstützt das mobile Arbeiten die individuelle Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Belangen. Dies gelingt dadurch, dass die Beschäftigten bei der mobilen Arbeit nicht an festgelegte Tage oder Zeiten gebunden sind.


Das mobile Arbeiten, auch in Form von Telearbeit, wird neben der Arbeit in der Arbeitsstätte als gleichwertiges Arbeitsmodell verstanden. Die Beschäftigten nutzen das mobile Arbeiten im großen Umfang.



Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) trägt das Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2002.




KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

KPMG FleXwork – Eine Arbeitswelt, die zu dir passt


Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bietet den Beschäftigten ebenfalls bereits zahlreiche Modelle zur flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Zum 01.05.2023 wurden daher unter „KPMG FleXwork – Eine Arbeitswelt, die zu dir passt“ alle Programme unter einer Dachmarke verbunden, die dazu beitragen, ein optimales Arbeitsumfeld für die Beschäftigten zu schaffen. Unter der Dachmarke finden sich dabei Angebote zum mobilen Arbeiten im In- und Ausland, verschiedene Flexibilisierungs-möglichkeiten der Arbeitszeit, Zeitkontenmodelle (z.B. für Sabbaticals) und Wiedereinstiegsmodelle.

Durch die Flexibilität in Arbeitszeit und Arbeitsort soll es gelingen, dass alle Beschäftigten ihre eigenen Potenziale in einem hybriden und diversen Arbeitsumfeld entfalten können.

Die Maßnahmen tragen insbesondere auch zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei und ermöglichen es, flexibel auf Lebensphasen und
-ereignisse zu reagieren. So umfasst FleXwork auch Arbeitszeitmodelle zur Familienpflegezeit und Pflegezeit. Auf der Unternehmenswebsite finden sich weitere Informationen: https://karriere.kpmg.de/arbeitgeber/benefits.html



Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gestaltet seit 2006 ihre familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik im Rahmen des audit berufundfamilie.




Landkreis Northeim


Erweiterung des Arbeitszeitrahmens


Um eine größere Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeit zu ermöglichen und damit sowohl individuellen Lebenskonzepten als auch jahreszeitlichen Temperaturschwankungen künftig noch stärker gerecht zu werden, wird beim Landkreis Northeim im Rahmen einer Erprobungsphase vom 01.07.2023 bis 31.01.2024 eine Erweiterung des Arbeitszeitrahmens angeboten.

Die neue Regelung des Arbeitszeitrahmens sieht vor, dass Montag bis Freitag von 06:00 bis 21:00 Uhr gearbeitet werden kann und Samstag von 9:00 bis 13:00 Uhr. So können durch den erweiterten Arbeitszeitrahmen etwa Teilzeitkräfte ihre Arbeitszeit in den Morgen- oder Abendstunden aufstocken, um in Abstimmung mit der Personalabteilung die wöchentliche Stundenzahl zu erhöhen. Ebenso können Vollzeitkräfte ihre Arbeitszeit individuell organisieren und z. B. eine 4-Tage-Woche in Betracht ziehen, bei Abstimmung mit der zuständigen Führungskraft. Eine Ausweitung durch Samstagsarbeit auf eine 6-Tage-Woche ist dagegen ausgeschlossen.

Die Maßnahme wird voraussichtlich Beschäftigte deutlich dabei unterstützen, flexibler auf Betreuungsengpässe zu reagieren.



Der Landkreis Northeim ist seit 2007 nach dem audit berufundfamilie zertifiziert.




NÜRNBERGER Versicherung


Pilotierung: 4-Tage-Woche


FLEXIBILISIERUNG DER ARBEITSZEIT: „Mit Flexibilität und Weitsicht die Zukunft gestalten.“

Seit dem 01.10.2023 findet bei der NÜRNBERGER Versicherung eine Pilotierung der 4-Tage-Woche bis zum 31.12.2023 statt. Die Pilotierung erfolgt unter Nutzung der Möglichkeiten aus der bestehenden Betriebsvereinbarung:

  • Die Verteilung der Arbeitszeit von 4 Tagen auf 5 Tagen ist bereits jetzt möglich.
  • Ein Arbeitstag (Montag bis Freitag) ist zusätzlich arbeitsfrei.
  • Die Rahmenarbeitszeit von Montag bis Freitag von 6:00 bis 21:00 Uhr wird eingehalten.
  • Bei Beschäftigten, die in Vollzeit arbeiten, wird die wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden auf 4 Tage anstatt auf 5 verteilt und die tägliche Arbeitszeit damit auf 10 Stunden erhöht.
  • Dabei werden die gesetzlichen Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes (max. 10 Stunden tägliche Arbeitszeit zzgl. Pausen) und Maximalarbeitszeit von Schwangeren, Stillenden und Jugendlichen eingehalten.
  • Die Einbuchung des „Freien Tages“ erfolgt mit einem eigenen Kennzeichen im Zeitwirtschaftssystem, wenn noch keine Zeitbuchungen/ Abwesenheit am Tag vorhanden ist. So sind die Mitarbeitenden maximal flexibel bei der Wahl des freien Tages und können auch kurzfristig entscheiden.
  • Das Angebot steht auch Teilzeitkräften offen.
  • Beschäftigte und Führungskräfte können jederzeit auch wieder zur regulären Verteilung der Arbeitszeit zurückkehren
  • Betriebliche Belange werden berücksichtigt.

Mit der Pilotierung soll die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit bei der NÜRNBERGER Versicherung noch besser gelingen. Es soll Führung im Sinne von New Work ermöglicht werden und die gemeinsame Erprobung dient der Erfahrungssammlung. Die NÜRNBERGER Versicherung erhofft sich eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, eine Reduzierung der Fehlzeiten bzw. Krankheitstage und eine Erhöhung der Zufriedenheit, Produktivität sowie Work-Life-Balance. Die Evaluierung der 4-Tage-Woche erfolgt durch so genannte Puls-Checks bei Mitarbeitenden und Führungskräften.


Kollage der Handreichung zur Pilotierung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, NÜRNBERGER 4-Tage-Woche (Quelle: NÜRNBERGER Versicherung)



Seit 2007 trägt die NÜRNBERGER Versicherung das Zertifikat zum audit berufundfamilie
.



Stadtwerke Münster GmbH

Ausweitung der flexiblen Arbeitszeitregelungen und Möglichkeit zusätzlichen unbezahlten Urlaub zu nehmen


Die Stadtwerke Münster GmbH hat die Flexibilität der Arbeitszeitregelungen erweitert. So kann das Arbeitszeitkonto eines Vollzeitbeschäftigten bei Bedarf bis zu 39 Minusstunden aufweisen, bevor es zu einem Gespräch zwischen der Führungskraft und dem Mitarbeitenden kommt. Auch Home-Office-Regelungen wurden erweitert und flexibilisiert. So kann beispielsweise innerhalb Deutschlands im häuslichen Umfeld (außerhalb des eigenen Privatwohnsitzes) gearbeitet werden. Vorher war es nur möglich, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten oder in den Stadtwerken. Im Home-Office lässt sich zudem von der grundsätzlichen Rahmenarbeitszeit von 6:30 bis 18:30 Uhr abweichen und eine andere Rahmenarbeitszeit von 8:00 Uhr bis 21:00 Uhr vereinbaren. Auf eigenen Wunsch können zudem ältere Beschäftigte ab dem 55. Lebensjahr von der Nachtschicht befreit werden. Ab dem 50. Lebensjahr können Beschäftigte über den tariflichen Anspruch hinaus 5 bis 15 Tage (je nach Alter) zusätzlichen unbezahlten Urlaub nehmen.

Ältere Mitarbeitende ab dem 55. Lebensjahr können auf eigenen Wunsch von der Nachtschicht befreit werden und haben die Möglichkeit ab dem 50. Lebensjahr zusätzlich zum tariflichen Urlaubsanspruch noch 5 bis 15 Tage (je nach Alter) unbezahlten Urlaub in Anspruch zu nehmen.

Im Einzelfall ist es bei den Stadtwerken zudem möglich, über einen befristeten Zeitraum die Arbeitszeit zu reduzieren, um Beschäftigte in Krisen- oder Belastungssituationen zu entlasten.

Durch diese Regelungen soll Arbeiten entsprechend der Bedürfnisse der Mitarbeitenden flexibilisiert werden und dabei die persönlichen Belange der Beschäftigten mit betrieblichen Belangen in Einklang gebracht werden.

Die maßgeschneiderten Lösungen führen dazu, dass sehr flexibel auf unterschiedliche Belastungen bei den Beschäftigten reagiert werden kann, ohne dass die Funktionsfähigkeit der Stadtwerke beeinträchtigt wird.



Die Stadtwerke Münster GmbH gestaltet seit 2003 die Vereinbarkeitspolitik im Rahmen des audit berufundfamilie.


Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf


Arbeiten 5.0 – Harmonisierung von Dienstzeiten und Prozessen


Im September 2019 rief das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) das Projekt „Arbeiten 5.0“ ins Leben. Damit sollte den Herausforderungen im Gesundheitswesen entgegengewirkt und die größtmögliche Flexibilisierung von Arbeitszeiten in der Pflege sowie Prozessoptimierung in der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen und ärztlichem Personal erreicht werden. Im Fokus stand dabei, die Work-Life-Balance der Beschäftigten zu fördern. In einer sechsmonatigen Pilotphase wurden auf drei Stationen verschiedener Fachrichtungen zwei Projektbausteine aus der Theorie in die Praxis transferiert. Die Inhalte wurden mehrdimensional evaluiert und angepasst. Seit Juli 2022 werden phasenweise alle Stationen und Bereiche des Universitätsklinikums in das Projekt integriert, sodass bis voraussichtlich 2025 alle pflegerischen Mitarbeitenden von den neuen Dienstzeiten profitieren können. Die Prozessbausteine wurden in Zusammenarbeit mit einer externen Unternehmensberatung im Rahmen von Workshops mit dem jeweiligen Leitungsteam der Station umgesetzt. Im Nachgang der Abstimmung finden jeweils zwei Vor-Ort-Begleitungen statt, um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen positiv zu beeinflussen.

Die Projektbausteine hatten folgende Ziele:

Projektbaustein 1

  • Die größtmögliche Flexibilisierung der Arbeitszeit für Pflegefachpersonen mithilfe der Bereitstellung weiterer möglicher Dienstzeiten über die übliche Arbeitszeit hinaus. Die Beschäftigten erhalten eine größere Verfügungsmöglichkeit, um ihren lebensphasenbezogenen Bedürfnissen gerecht zu werden.
  • Identifikation von Arbeitsspitzen in den einzelnen Bereichen und ein adäquates Entgegenwirken mittels neuer Dienstzeiten (z. B. Kurzdienste).

Projektbaustein 2

  • Einführung von Prozessbausteinen, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonal und ärztlichem Personal zu optimieren.
  • Prozessbausteine bestanden u. a. aus interprofessionellen Visiten, morgendlichen Kurzbriefings, Tandemregelung, Absprachen interprofessioneller Tätigkeiten und Tagesabschlussbesprechungen.
  • Die Einführung der Prozessbausteine sollte Informationsverlust verringern und feste Strukturen im Arbeitsalltag schaffen. Davon profitieren nicht nur die beiden Berufsgruppen, sondern auch die Patient*innen.
  • Die Einführung von festen Visitenzeiten dient der Patient*innenorientierung sowie der Planbarkeit des Tagesablaufs der jeweiligen Berufsgruppe.

Nach einer sechsmonatigen Pilotphase in drei Bereichen wird das Projekt seit Juli 2022 auf ca. 15 Stationen pro Quartal ausgerollt. Ende 2023 wird das Projekt voraussichtlich in allen bettenführenden Bereichen des Universitätsklinikums umgesetzt sein. Gestartet wurde mit ca. 10 neuen Dienstformen (flexible Arbeitszeit, Kurzdienste, verlängerte Dienste, 12-Stunden-Dienste im Zwei-Schicht-System). Im Roll-Out haben die Stationen nach ihren individuellen Bedarfen neue Dienstformen etabliert. Aktuell bietet das Projekt ca. 40 neue Dienstformen an. Seit Oktober 2021 haben insgesamt 800 Beschäftigte Gebrauch von den neuen Dienstzeiten gemacht.


Durch feste Strukturen in der interprofessionellen Zusammenarbeit können sich neue Mitarbeitende besser orientieren, die Patient*innensicherheit und -zufriedenheit gesteigert werden sowie Informationsverlust vermindert werden. Mehr Informationen zum Projekt gibt es unter: https://www.uke.de/karriere/berufe-jobs-im-uke/pflege-funktionsdienst/arbeiten-5-0.html

Kollage aus der Präsentation des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zum Projekt Arbeiten 5.0 (Quelle: Universitätsklinikum Hmaburg-Eppendorf)


Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nutzt seit 2017 das audit berufundfamilie zur Gestaltung seiner familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik.




Morgen, am 7.11., geht es weiter mit Praxisbeispielen zur Arbeitszeitflexibilisierung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen