Dienstag, 28. November 2023

Vereinbarkeit in Zahlen: Was ist wichtig?

Wortwolke mit Stichwörtern aus der Arbeitswelt (© berufundfamilie Service GmbH) 


Der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduzierung unter Vollzeit-Beschäftigten wächst, gleichzeitig verschärfen sinkende Arbeitszeiten den Fachkräftemangel. 74 % der Gen Z achten bei der Berufswahl auf die Work-Life-Balance und für 84 % der Männer* ist die Gleichstellung von Mann* und Frau* wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mehr Studien in unserer November-Ausgabe der Blogreihe „Vereinbarkeit in Zahlen“.



Vollzeit-Beschäftigte: Wunsch nach Arbeitszeitreduzierung wächst


Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) legt nahe, dass viele Vollzeit-Beschäftigte in Deutschland den Wunsch nach einer Arbeitszeitreduzierung hegen. Im Jahr 2021 gaben 58 % der Männer* und 49 % der Frauen* an, dass sie gerne ihrer Arbeitszeit reduzieren würden. So würden die in Vollzeit beschäftigten Frauen* gerne ihre tatsächliche Arbeitszeit von 40,9 Stunden um 6,2 Stunden senken. Die vollzeitbeschäftigen Männer* würden sich eine Reduzierung ihrer im Schnitt 42,3 Stunden um 5,5 Stunden wünschen. Bei den Frauen* in Teilzeit zeigte sich bis zur Corona-Pandemie der umgekehrte Trend: Sie wollten mit 25 Stunden zwei Stunden mehr arbeiten als noch vor 20 Jahren üblich.
Auch Altersunterschiede wurden in der Studie untersucht. Mehr Freizeit wird oft als Wunsch der jüngeren Generationen thematisiert. Bei Frauen* unter 25 zeigte sich, dass die Arbeitszeitwünsche seit 2009 um 7 Stunden zurückgegangen sind. Dies hänge jedoch vor allem mit dem deutlich gewachsenen Anteil von Minijoberinnen und Studentinnen unter den jungen Frauen* zusammen.
Insgesamt seien die gewünschten Arbeitszeiten über die Jahrzehnte aber stabil geblieben.
Basis der Studie sind Daten des Sozio-ökonomischen Panels des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Dafür werden jährlich 30.000 Personen befragt.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Vollzeitbeschäftigte wünschen sich kürzere Arbeitszeiten, November 2023
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/studie-veroffentlicht-vollzeitbeschaftigte-wollen-arbeitszeit-reduzieren-10738405.html




Sinkende Arbeitszeiten bestärken Fachkräftemangel


Das ifo-Institut kommt zum Ergebnis, dass sinkende individuelle Arbeitszeiten den hiesigen Fachkräftemangel verstärken. Laut ifo-Institut sei die Zahl der Erwerbstätigten seit 1991 von 40 auf 45 Millionen gestiegen, doch die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden stagniere. Somit arbeiten die 45 Millionen Erwerbstätigen genauso viel, wie 40 Millionen früher, laut ifo-Präsident Clemens Fuest.

Ifo-Institut, Sinkende Arbeitszeiten bestärken Fachkräftemangel, November 2023
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/arbeitskraeftemangel-arbeitszeiten-erwerbstaetige-100.html



74 % der Gen Z achten bei der Berufswahl auf Work-Life-Balance


Wie aus einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) hervorgeht, schauen Angehörige der Gen Z bei der Berufswahl vor allem auf gute Verdienstmöglichkeiten (81 %). 74 % ist eine gute Work-Life-Balance sehr wichtig oder wichtig und 71 % achten auf abwechslungsreiche Tätigkeiten. Der viel beschworene Purpose ist demzufolge eher nachrangig: Rund die Hälfte der Gen Z hält diesen bei der Wahl für essenziell. Gleich verhält es sich mit dem Image eines Berufs, und der Möglichkeit zur Führungsverantwortung. Auch der* die Chef*in spielt eine Rolle bei der Stellenauswahl. So wünscht sich mehr als die Hälfte der Befragten Wertschätzung und Lob. Für 43 % sollte die direkte Führungskraft zudem offen und bereit für Veränderungen sein. Auf Platz 3 folgt die fachliche Kompetenz der Führungskraft (38 %). Corona prägt die junge Generation weiterhin: 30 % der Befragten haben sich bei der Berufswahl durch die Pandemie beeinflussen lassen.
An der Umfrage haben rund 1.000 Personen im Alter zwischen 15 und 25 teilgenommen.

Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD), Erwartungen der GenZ an Ausbildungsbetriebe, November 2023
https://www.zeit.de/arbeit/2023-11/umfrage-berufswahl-generation-z-geld-wichtig




¾ der Beschäftigten der Chemie- und Pharmabranchen berichten von weniger Stress durch mobiles Arbeiten


Eine Umfrage unter mehr als 20.000 Beschäftigten (darunter Beschäftigte mit und ohne Führungsverantwortung, HR- Verantwortliche und Betriebsräte) der Chemie- und Pharmabranche zeigt, auch hier ist das mobile Arbeiten mittlerweile fester Bestandteil. Durchschnittlich zwei bis drei Tage arbeiten die Befragten pro Woche im Home-Office, wünschen würden sich die Befragten drei bis vier Tage. Gleichzeitig nutzen nicht alle Befragten die Möglichkeit zum Home-Office, obwohl es die Tätigkeit zulassen würde. Gründe dafür gibt es einige: 1/3 arbeitet lieber vor Ort, bei 30 % ist die eigene Führungskraft ausschlaggebend.
Über eine Betriebsvereinbarung zum ortsflexiblen Arbeiten verfügen 70 % der Organisationen, bei weiteren 24 % wird gerade an einer gearbeitet.

Die mobile Arbeit beeinflusse die Produktivität im Sinne von konzentriertem und störungsfreien Arbeiten, allerdings gebe es auch Herausforderungen wie das Führen auf Distanz. So seien Führungskräfte, laut Studie, durch den Mehraufwand in der Kommunikation belastet, der durch die geringere Präsenz entstehe. Führungskräfte, die bereits Erfahrung mit mobilen Arbeiten haben, sind positiver gestimmt: 77 % von ihnen haben den Eindruck, dass die Beschäftigten an der gestiegene Eigenverantwortung wachsen würden.

Für Beschäftigte geht das Arbeiten im Home-Office mit weniger Stress, mehr Zeit für soziale Kontakte und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben einher. ¾ der Befragten äußern weniger Stress zu haben. Die Gefahr der Entgrenzung bleibt dennoch: ¼ der Beschäftigten berichten, dass sie die Trennung von Arbeit und Privatleben als herausfordernd empfinden.

Fraunhofer IAO/ IGBCE/BAVC, Sozialpartnerstudie mobiles Arbeiten, November 2023
https://idw-online.de/de/news823945





84 % der Männer halten Gleichstellung für wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt


Eine repräsentative Studie des Bundesforums Männer, einem Interessensverband für Jungen, Männer* und Väter* in Deutschland, findet Antworten auf die Fragen: Wie blicken Männer* heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik? Haben sich Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie? Es zeigt sich dabei, dass immer mehr der männlichen Befragten Gleichstellung als wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bewerten. 84 % stimmen dieser Aussage zu, 2015 waren es 79 %. Jedoch glauben nur 14 % der Männer*, dass die Gleichstellung von Mann* und Frau* bereits realisiert sei. Die Studie zeigt auch, wie Rollenbilder sich über die Jahre gewandelt haben. So sind 83 % der Männer* der Auffassung, dass es für eine Partnerschaft gut sei, wenn beide arbeiten, 1/3 stimmt dieser Aussage voll und ganz zu. Auch Teilzeit wird durch die Befragten mit weniger Vorbehalten gesehen. 17 % der Befragten sind der Meinung, dass Teilzeitarbeit der Karriere schade, 2015 waren davon noch 20 % überzeugt.

Auch die aktive Vaterschaft ist für viele Männer* heute wichtiger. Eine große Mehrheit der befragten Väter* meint, dass es für Väter* genauso akzeptiert sein sollte wie für Mütter*, ihre Erwerbsarbeit zu reduzieren, um sich um die Kinder zu kümmern. Auch bei der Frage, wer in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern sollte, zeigt sich der Wandel. 2015 sagten noch 72 % der Männer, dass die Frau dies übernehmen sollte, nun sind es 40 %.

Bundesforum Männer, „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ , November 2023
https://xn--mnnerperspektiven-qqb.de/



Zugang zu Kita-Plätzen ist ungleich


Eine aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung offenbart, dass es in Deutschland nicht nur zu wenig Kitaplätze gibt, sondern auch noch eine ungleiche Verteilung des Zugangs. So nutzen insgesamt 5 von 10 Kindern im Alter von 1 und unter 3 einen Kitaplatz. In armutsgefährdeten Familien sind es dagegen lediglich 26 % und damit nur halb so viele. In Familien, in denen überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, haben 3 von 10 Kindern einen Platz. Bei Nicht-Akademiker-Eltern besuchen 4 von 10 Kindern eine Kita.
61 % der Befragten mit ungedecktem Bedarf äußern, dass sie bei einem Platzangebot auch die Kita nutzen würden. 54 % hätten einen Platz genommen, wenn dieser kostenlos wäre. 45 % mit fehlender Betreuung geben an, dass die Betreuungszeiten passender sein sollten und für 43 % müsste die Kita näher am Wohnort liegen. 35 % der Familien würden kleinere Kitagruppen bevorzugen und für 17 % waren mehrsprachige Erzieher*innen eine Voraussetzung. Die Studie zeigt zudem, dass Familien den Nutzen eines Kitas-Platz weniger wahrnehmen oder es an Informationen dazu mangelt.

Friedricht-Ebert-Stiftung/BiB, Frühe Ungleichheiten, November 2023
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/kita-plaetze-studie-zugang-ungleichheit-100.html






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