Dienstag, 4. November 2025

Tag 2 der Woche der Vereinbarkeit: Generationenzusammenarbeit fördern

Im Fokus des 2. Tages der #wdv25: Maßnahmen zur Generationenzusammenarbeit und Wissenstransfer
 (Quelle: berufundfamilie Service GmbH)

Tag 2 unserer Woche der Vereinbarkeit unter dem Titel #agematters – Vereinbarkeit mit Erfahrung. Diesmal stellen wir Praxisbeispiele von sechs Zertifikatsträgern vor, die die Generationenzusammenarbeit und den Austausch fördern.  


Mentoring-Programme, Lehre in Tandem oder eine Videoreihe mit Beschäftigten in unterschiedlichem Alter unter dem Titel „Alt und Jung“ – all dies sind Praxisbeispiele des zweiten Tags unserer Woche der Vereinbarkeit. Die Maßnahmen veranschaulichen, wie Organisationen dazu beitragen können, die Zusammenarbeit zwischen verschiedene Generationen in der eigenen Organisation zu fördern, Perspektivwechsel zu ermöglichen und den Wissenstransfer zu gestalten.

Wenn Sie bereits jetzt schon erfahren möchten, welche Maßnahmenbeispiele, die Woche der Vereinbarkeit noch bereithält, dann stöbern Sie hier in der „Galerie der Guten Praxis“.

Hier kommen die Beispiele von Tag 2!


AOK Hessen. Die Gesundheitskasse.

Rollentausch auf Augenhöhe

Mit Reverse Mentoring startete die AOK Hessen. Die Gesundheitskasse. im Juni 2024 ein neues Pilotprojekt. Dafür tauschte die Kranken- und Pflegekasse, die ihren Hauptsitz in Bad Homburg hat, die traditionellen rollen des Mentorings: Ehemalige Studierende begleiteten erfahrene Führungskräfte – ein neues Angebot also im Rahmen des Talentmanagements für Studierende, das auch älteren Mitarbeitenden mit langjährigem Know-how weiterbrachte.


Mit dem Rollentausch wurde ein Perspektivwechsel gegeben. Das hatte zahlreiche positive Effekte: Es wurden bereichs- und hierarchieübergreifende Netzwerke geknüpft, die einen vertiefenden Blick in die Organisation ermöglichten. Der Dialog zwischen den Generationen bekam einen Schub. Das förderte das Verständnis füreinander und für unterschiedliche Ausgangspunkte. Schließlich trug das Reverse Mentoring dazu bei, mögliche Vorurteile zwischen den Generationen abzubauen. Beide Seiten erlebten quasi ein lernendes Unternehmen, z.B. indem die digitale Transformation durch den Wissenstransfer unterstützt wurde.

Das Projekt zeigte unter anderem, dass es nicht eine gleichförmige Generation Z gibt, sondern dass sehr wohl Differenzierungen und Unterschiede bestehen – wie im Übrigen auch in der Generation der Mentees. Ein Dialog zu unterschiedlichen Themen aus dem Arbeitsalltag (unter anderem „digitale Kompetenzen“), aber auch zu persönlichen Einstellungen und Werten, ermöglichte das Hinterfragen eigener Standpunkte. Die bei dem Programm entstandenen Kontakte und Netzwerke zwischen den Teilnehmenden können und werden auch weiterhin gepflegt. Der zweite Durchgang verläuft ebenfalls positiv und ein dritter ist bereits in Planung.

 
Das Opening Matching beim Reverse Mentoring
(Quelle: AOK Hessen. Die Gesundheitskasse.)

Eine Sensibilisierung im Hinblick auf stereotypes Denken über andere Generationen beurteilten alle Teilnehmenden als wertvoll für die Zusammenarbeit und die Kultur in der AOK Hessen. Einige O-Töne verdeutlichen dies:

„Ich bin begeistert, wie viele interessante Gespräche auf Augenhöhe entstanden sind. Das Reverse Mentoring hat nicht nur Brücken zwischen Generationen gebaut, sondern auch Türen zu neuen Perspektiven geöffnet und auch den Grundstein für einen langfristigen Kontakt gelegt,“ sagte ein 23-jähriger Mentor.

„Ich habe mich, meine Positionen und Einstellungen immer wieder hinterfragt – und auch teilweise geändert“, bilanziert der 52-Jährige, der als Abteilungsleiter tätig ist.

„Mir hat die Teilnahme am Reverse Mentoring aufgrund des interessanten Austauschs über gesellschaftliche Themen, wie zum Beispiel Gendern, Sie-Du-Kultur, Work-Life-Balance und etliches mehr viel Spaß gemacht. Das war eine bereichernde Erfahrung, da mein Mentee und ich verschiedene Blickwinkel auf diese Themen hatten,“ fasst eine Mentorin zusammen.

Die AOK Hessen. Die Gesundheitskasse. trägt seit 2005 das Zertifikat zum audit berufundfamilie.



Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Generationenübergreifende Zusammenarbeit

Das Bundesamt für Bauwesen und Risikobewertung (BBR) widmete seinen Diversity Tag 2025 dem Thema „Generationenübergreifende Zusammenarbeit“. Ziel dieser Schwerpunktlegung war es, die Vernetzung und den referatsübergreifenden Austausch verschiedener Generationen zu fördern. Zudem sollten Faktoren erörtert werden, wie generationenübergreifende Zusammenarbeit gelingen kann.

In zwei digitalen Workshops sprachen die Mitarbeitenden u.a. über Vorteile und Chancen von Altersdiversität und was es für eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Generationen, aber auch allgemein im Team, braucht. In den Workshops wurde erarbeitet, dass die Einordnung in Generationen lediglich als Orientierungshilfe dient. Die beschriebenen Eigenschaften sind nicht trennscharf – Zuschreibungen können auch auf andere Generationen zutreffen. Es sollte weniger darum gehen, Menschen in Schubladen zu stecken, sondern vielmehr darum, ein Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu entwickeln.

Im Fokus stand deshalb die Frage: Wie gelingt gute Kommunikation in vielfältigen Teams?

  • Heterogene Teams bringen unterschiedliche Blickwinkel ein: verschiedene Interessen, Werte und Erfahrungen treffen aufeinander. Neben der Vielfaltsdimension Alter sind Unterschiede in der Persönlichkeit auch durch die anderen Vielfaltsdimensionen bedingt.
  •  Wichtig ist, diese Vielfalt bewusst zu reflektieren und gemeinsam tragfähige Wege der Zusammenarbeit zu gestalten.
  • Erfolgreiche Zusammenarbeit entsteht durch einen wertschätzenden Umgang miteinander: klare Kommunikation, Reflektion, gegenseitiges Zuhören und Offenheit für andere Perspektiven und Bedürfnisse.
  • Vielfalt fördert Kreativität und Innovation.

Generationsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Kolleg*innen des Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
(Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)

Vor den Workshops konnten die Mitarbeitenden im Rahmen einer internen Kampagne ihre Erfahrungen zur generationenübergreifenden Zusammenarbeit mit dem zuständigen Referat teilen. Statements daraus wurden im Intranet eingestellt. Zudem wurde ein Mitarbeitenden-Interview zum Thema auf der Karrierewebsite des BBR publiziert. Die Statements und Beispiele für generationenübergreifende Zusammenarbeit wurden auf LinkedIn und Instagram gepostet. 


Seit 2011 nutzt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung das audit berufundfamilie, um seine lebensphasenbewussten Angebote weiterzuentwickeln.


Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Bilder sagen mehr als Worte – bewusst Alter zeigen und damit den Dialog zwischen Jung und Alt fördern

Ein halbes Jahr lang – genauer gesagt, vom 01.–20.06.2023 – präsentierte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Wanderausstellung „Was heißt schon alt?“, die im Rahmen des Programms Altersbilder des (damaligen) Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) entstanden war. Die Ausstellung, die von großformatigen Fotografien lebensälterer Menschen lebt, regte bei den Mitarbeitenden des Bundesinstituts die gemeinsame Reflexion über vorhandene Altersbilder an und sensibilisierte für verschiedene Perspektiven auf das Alter.

Screenshot des Website-Beitrags zur Wanderaustellung "Was heißt schon alt?"
 des Bundesinstitut für Berufsbildung (Quelle: BIBB)

Das Team des BIBB sah für sich auch die Chance, Altersfragen stärker mit Aspekten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und letztendlich einer lebensphasenorientierten Personalpolitik zu verknüpfen. Schließlich geht es dem BIBB um ein gelingendes Miteinander von Jung und Alt in der Belegschaft, gegenseitiges Verständnis, sowie Offenheit und Akzeptanz als Grundpfeiler der Organisationskultur.

Eindrücke der Wanderausstellung "Was heißt schon alt?" (Quelle: BIBB)

Begleitend zur Ausstellung wurde ein Rahmenprogramm angeboten, welches unterschiedliche Facetten des Themas Alter aufgriff. Neben dem fortlaufenden Angebot zur Lebensphase Ruhestand (Workshop) gab es u.a. einen Vortrag zu regelmäßigen offenen Treffen der „BIBB-Ehemaligen“ sowie einen Vortrag der Mitarbeiterin im BIBB, Jun. Prof. Dr. Laura Naegele, die zu dem Thema „Altersbilder und Altersdiskriminierung – untrennbar vereint?“ referiert hat. Das Programm wurde abgerundet über eine Waffel-Verkaufs-Aktion der Auszubildenden im BIBB, deren Erlös für einen guten Zweck unter dem Motto „Gemeinsam für das Miteinander der Generationen“ eingesetzt wurde.

Mehr Infos findet sich in diesem Artikel: https://www.bibb.de/de/176432.php.

Seit 15 Jahren (2010) ist das Bundesinstitut für Berufsbildung nach dem audit berufundfamilie zertifiziert.


ING Deutschland

BuddyING


Die ING verfügt über verschiedene Mitarbeitendennetzwerke. So gibt es für alle Kolleg*innen unter 36 Jahren die YoungING Community mit über 1.000 Mitgliedern. Durch regelmäßige Networking-Events, Vorträge und Sportveranstaltungen hilft die Community dabei, die Beschäftigten über Abteilungsgrenzen hinweg zu vernetzen. Ebenso gibt es das Netzwerk Experienced, dass alle Mitarbeitenden über 50 Jahre zusammen-bringt und regelmäßige Möglichkeiten für (in-)formellen Austausch bietet.
Ankerfoto des ING-Mitarbeitenden-Netzwerks YoungING für Mitarbeitende unter 36 (Quelle: https://careers.ing.com/de/firmennetzwerke-in-deutschland

Aus diesen beiden Netzwerken heraus ist das Buddyprogramm BuddyING entstanden, in dem sich junge und lebensältere Beschäftigte austauschen können. So möchte die ING den persönlichen Austausch zwischen den Generationen fördern.


Ankerfoto des ING-Mitarbeitenden-Netzwerks Experienced für Beschäftigte über 50 (Quelle: https://careers.ing.com/de/firmennetzwerke-in-deutschland)


LVM Versicherung – Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster e.G.

Videoreihe: Alt und Jung


Sechs – teilweise ehemalige – LVMer:innen. Drei junge Kolleginnen. Drei Ältere. Zwei Generationen. Eine Kegelbahn.
Das waren die Rahmenbedingungen für die Videoreihe „Alt und Jung“, die die LVM Versicherungen Mitte 2024 entwickelten. Die Idee dahinter? Jung und Alt miteinander ins Gespräch zu bringen – und zwar authentisch und offen. Denn auch bei der LVM, die ihren Haupsitz in Münster (Westf.) hat, arbeiten Menschen jeden Alters. Das kann zu Konflikten führen, viel häufiger aber zu einem unbezahlbaren Wissenstransfer.

Ziel der Video-Drehs war, Vorurteile über ältere oder jüngere Kolleg:innen auf eine humorvolle Art und Weise aufzuzeigen und abzubauen. So sprechen die Kolleg:innen in den Videos darüber, wie hoch die Hürden zwischen den Generationen wirklich sind. Dabei begegnen sie verschiedenen, teils provokanten Thesen und Klischees. Haben ältere Kolleg:innen Probleme mit der Technik? Wissen die Jüngeren noch, was echte Arbeit ist? Am Ende zeigt sich: Miteinander reden lohnt sich.

Titelbild der Videoreihe "Alt und Jung" der LVM Versicherung (Quelle: LVM Versicherung)

Und die Idee ist aufgegangen: Die Videos dienen spürbar dazu, Wissenstransfer, Teamarbeit und ein besseres Verständnis füreinander zu thematisieren und zu ermöglichen. Sie haben das Thema „Generationen-unterschiede“ im Unternehmen sichtbar gemacht und dazu angeregt, über Altersunterschiede nachzudenken und mit darüber Kolleg:innen zu diskutieren.

Die LVM Versicherung – Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster e.G. befasst sich seit 2008 im Rahmen des audit berufundfamilie mit dem Auf- und Ausbau familien- und lebensphasenbewusster Maßnahmen.


Technische Hochschule Wildau

Lehre im Tandem


Wie gelingt der Wissenstransfer an Hochschulen? Wie kann neu berufenen Professor*innen die Einführung hochschul-spezifische Strukturen erleichtert werden? Wie gelingt eine kollegiale Einarbeitung? Die Antwort der Technischen Hochschule Wildau darauf: Lehre im Tandem.

Eine neu berufene Professorin hat in ihrem ersten Semester ein Modul gemeinsam mit einem Kollegen durchgeführt, für den es das letzte Semester an der TH Wildau vor der Altersrente war. Durch das gemeinsame Lehren konnte sie von seiner langjährigen Berufserfahrung profitieren. Im Rückblick sagt sie: „Dieses eine Semester hat mir zehn Jahre Berufserfahrung gebracht. Noch heute kann ich immer wieder von den wertvollen Erfahrungen dieser gelungenen Zusammenarbeit profitieren. Ich bin mir sicher, dass eine solche Zusammenarbeit auch vielen anderen neu berufenen Professor*innen einen großen Mehrwert bringen würde.”


Website der TH Wildau (Quelle: TH Wildau)
Das Beispiel Lehre im Tandem der TH Wildau zeigt, wie auch in hochschulspezifischen Strukturen ein Wissenstransfer gelingen kann, der neu berufenen Professor*innen den Einstieg erleichtert und es ermöglicht das Wissen lebenserfahrener Hochschul-beschäftigter in der Universität zu halten.






Die Technische Hochschule Wildau hat seit 2009 ein Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule inne.

Morgen geht’s weiter mit Tag 3! Bleiben Sie am Ball!

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